Symbol der Gottheit und damit auch des höheren Selbst!
Strahlenkranz mit Dreieck und Auge als Symbol Gottes über dem Meer. Da das höhere Selbst ein abgespaltener Teil der Gottheit ist, ist dieses Bild auch ein Symbol des höheren Selbst. (eigene Fotos; das Auge Gottes entstammt einem Bild von Christine Lehmann)
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Inwiefern ist das höhere Selbst ein unbeteiligter Beobachter?
Nach den Erfahrungen altindischer Mystiker, wie sie in den Veden niedergelegt sind, ist der oberste Lenker des Menschen atman oder das höhere Selbst. Es ist tief verborgen und viele Menschen lernen es nie kennen. Doch wer mit ihm in Verbindung kommt, gelangt in den Besitz göttlich-kosmischer Kräfte und steht über allen Ängsten, Kämpfen und Wechselfällen des Lebens, denn das höhere Selbst ist letztlich identisch mit Brahman, der Weltseele. Die Wirkungen, die beide erzeugen, sind parallel.
Brahmanen-Söhne lernten das höhere Selbst kennen, wenn sie als junge Hirten-Krieger zum ersten Mal dem Schock-Erlebnis einer Schlacht Mann gegen Mann ausgesetzt waren. Sie sahen sich in ihrer Existenz bedroht und mussten handeln. In diesem Moment stiegen eine Kraft und ein intuitives Wissen in ihnen auf, das sie bisher nicht gekannt hatten. Nun wussten sie, was sie zu tun hatten, vergaßen Schmerz und Angst und taten das Richtige. Das höhere Selbst in ihnen hatte die Führung übernommen und stattete sie mit Wissen, Selbstvertrauen, Mut und Kraft aus.
Wenn ein Brahmanen-Sohn nach einer solchen Erfahrung zurückkehrte, waren die bezeichnenden Begrüßungsworte seines Lehrers:
Mein Lieber, du glänzt wie einer, der das (höhere) Selbst kennt!
Denn das höhere Selbst zu kennen, bedeutet nicht nur, Anteil zu haben an seiner Furchtlosigkeit und unerschöpflichen Kraft, sondern es vermittelt auch eine Seligkeit, die sich über den ganzen Menschen ausbreitet und insbesondere an seinem Gesicht abzulesen ist.
Erfahrungen des Autors:
Der Autor kam mit dem höheren Selbst zum ersten Mal in Berührung, als er sich auf der Schwelle zum Erwachsenen eine Zeitlang sehr unglücklich und verzweifelt fühlte. Er begegnete seinem höheren Selbst, als während einer Wald-Wanderung der Hader mit seinem Schicksal einen neuen Höhepunkt erreichte. Die Begegnung mit dem höheren Selbst kehrte seine seelische Verfassung dann sozusagen um. In seinem Inneren kam er mit etwas in Berührung, das er als seinen Ur-Geist (einer der Namen für das höhere Selbst) empfand. Dieser wirkte vertrauensvoll und souverän und stand hoch über den Dingen, die dem Autor bedrohlich erschienen. Dem Autor wurden Worte eingegeben, die er aus einer Erzählung von Rudyard Kipling kannte: Lass doch den Schmutz ein wenig im Schmutz wühlen, ehe er wieder zu Schmutz wird! Die indischen Götter trösten hiermit Mutter Ganga, die Göttin des Ganges, und Krishna, der Vielgeliebte, schlingt ihr, welche die Gestalt eines großen Krokodils angenommen hat, seine Arme um den kalten Hals. Mutter Ganga ist tief unglücklich, weil die Menschen ihre Fluten mit einer Brücke in Fesseln geschlagen haben. Der Hochwasser-Pegel steigt und steigt, doch die siebenundzwanzig Pfeiler der Brücke halten den Wassermassen stand. Lass doch den Schmutz ein wenig im Schmutz wühlen, ehe er wieder zu Schmutz wird. Es ist ja nur für eine kleine Weile.“ Diese Sätze, mit denen die Hindu-Götter Mutter Ganga trösteten, ging dem Autor immer wieder durch den Kopf. Gleichzeitig wurde er von großer Kraft und Zuversicht und sogar Glück erfüllt. Von diesem Zeitpunkt an fühlte er sich den Herausforderungen gewachsen, die an ihn gestellt wurden!
Max Freedom Long:
Max Freedom Long hat die aus Hawai stammende Huna-Lehre über das höhere Selbst in den Westen und die Neuzeit übermittelt. Die Huna-Lehre unterteilt den Menschen in drei Bestandteile: das untere, das mittlere und das höhere Selbst. Das untere Selbst entspricht dem Unbewussten in uns. Das mittlere Selbst ist das persönliche Ich, mit dem wir uns normalerweise identifizieren. Nach der Huna-Lehre kann das mittlere Selbst den Kontakt mit dem höheren Selbst nur mit Hilfe des unteren Selbst, d.h. dem Unbewussten herstellen. Das Unbewusste kann unsere Gedanken durch Gefühle, Bilder und Stimmungen unterstützen. Max Freedom Long ist der Auffassung, dass auch Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung Zuversicht und Kraft durch sein höheres Selbst erhielt. Er bezeichnet das höhere Selbst in diesem Zusammenhang als Vater-Geist.
Bevor Judas seinen Verrat beging, verließ Jesus seine Jünger. Er ging abseits, um zu beten und sagte zu seinen Begleitern, er sei betrübt bis in den Tod. Er fiel auf die Erde nieder und betete Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Aber Jesus erlangte dieses Mal noch keinen Trost. So ging er einige Zeit später wieder hin und betete. Aber auch beim zweiten Mal konnte er aus seinem Gebet noch keine Kraft schöpfen. Etwas später betete er zum dritten Mal mit den gleichen Worten wie die beiden vorhergehenden Male. (Auch die hawaianischen Schamanen, die Kahunas, sprachen wichtige Gebete dreimal im gleichen Wortlaut.) Diesmal wurde Jesus getröstet, nach Auffassung von Max Freedom Long durch sein höheres Selbst. Er kehrte mit ausgeglichenem Gemüt zu seinen Jüngern zurück und sagte ihnen, sie sollten schlafen und ausruhen. Ob nun Jesus Trost von seinem höheren Selbst oder einer noch höheren Instanz erhielt, die Tröstung, die ihm am Abend vor seinem Kreuzes-Tod zuteil wurde, entspricht dem Zuwachs an Kraft, Mut und Zuversicht, wie ihn ein normaler Mensch in sehr schwierigen Situationen durch sein höheres Selbst erhält.
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Decken-Gemälde in der Kirche zu Dagebüll, Nordfriesland (eigenes Foto)
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Inwiefern ist das höhere Selbst ein unbeteiligter Beobachter:
Nach altindischer Lehre ist das höhere Selbst der oberste Lenker und gleichzeitig auch der unbeteiligte Zeuge allen Tuns. Es ist beobachtend anwesend, jedoch nicht verflochten in das Geschehen, sei dies glücklich oder leidvoll. Nach der späteren nachbuddhistischen Vedanta ist das höhere Selbst nicht nur unbeteiligt, sondern auch untätig.
Untätig im Leben eines Menschen ist das höhere Selbst nach den Erfahrungen des Autors allerdings keinesfalls. Unbeteiligt ist es nur insofern, als es sich nicht in die glücklichen oder leidvollen Emotionen eines Menschen hineinziehen lässt. Gleichgültig, was geschieht, es ist immer von heiterer Gelassenheit. Es flößt dem Menschen Mut und Kraft in äußerst schwierigen Situationen ein und hilft ihm dadurch zu überleben. Sein Einfluss auf das menschliche Leben ist allein schon dadurch enorm. Das höhere Selbst kann sich aber auch in unterschiedlichem Grad in weniger lebensbedrohlichen Situationen am Tun eines Menschen beteiligen, an ernsthaft betriebener Meditation z.B. Ohne das Mitwirken des höheren Selbst ist einer Meditation kein wirklicher Erfolg beschieden. Wenn man sich in einer Meditation, an der das höhere Selbst beteiligt ist, auf das Hara (zwei Finger breit unter dem Bauchnabel und ein Drittel in den Bauchraum hinein) konzentriert, dann kann man das höhere Selbst in seinem Energie-Aspekt wie ein wärmendes Kissen auf dem Bauch verspüren. Das Wärme-Gefühl ist umso stärker, je mehr sich das höhere Selbst an der Meditation beteiligt. Die Unterschiede im Grad der Beteiligung des höheren Selbst an der Meditation können gewaltig sein. So wird der Meditierende von unterschiedlichen Mengen feinstofflicher Energie durchströmt.
Im nächsten Weblog wird darauf eingegangen, welche Möglichkeiten es gibt, mit dem höheren Selbst in Verbindung zu treten.
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Symbol des Ur-Geistes Yuan Shen in einer Kalligraphie von Christine Lehmann (Christine Lehmann wird Auszüge aus ihrem künstlerischen Lebenswerk mit Schwerpunkt auf Kalligraphie in Kürze in einer eigenen Homepage darstellen (siehe christine lehmanns bilder-gallerie).)
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1001
Die Nacht der Seele
endet mit dem Erscheinen
des höheren Selbst!
1002
Bevor ein Mensch stirbt,
verlässt ihn die Seele, um
Quartier zu machen!
1003
Die Gruppen-Seele
der Tauben hilft dem Tier, das
vor dem Falken flieht!
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