Haikus und Tankas, Jotin, 06.u.07.03.08: Ist „Reinheit“ das frei sein von seelischen „Altlasten“ und für das praktische Leben von Bedeutung?

Inipi-Ritual, Feuerstelle und Schwitzhütte

Reinigungs-Ritual der Lakota, Feuerstelle und Schwitzhütte (eigenes Photo). Ort: Lebensgarten Steyerberg in der Lüneburger Heide. 

Rechts vorn neben dem Steinkreis steckt eine Gabel in der Erde. Mit ihr trägt die „Feuerfrau“ nacheinander gühende Steine in die Grube der Schwitzhütte, so viele wie der Medizinmann für einen „Durchgang“ benötigt. Sie sind etwa kindskopf-groß und repräsentieren Geistwesen, die ins Zelt eingeladen werden. Es wird mit sechs Steinen begonnen. Der erste Stein repräsentiert Wakinjan, den Donnergeist sowie Maka, die Erde. Während die ersten fünf Steine hereingebracht werden, kommen die Geister in die Schwitzhütte. Der sechste Stein wird auf den ersten gelegt. Er repräsentiert den Himmel, der wiederum ein Symbol für Uakan Tanka, den Schöpfer ist. Am Anfang wird auch negativen Geistern der Einlaß in die Schwitzhütte nicht verwehrt. Doch diese werden dann fortgeschickt.

Das Inipi-Ritual (Inipi =Schwitzhütte), bei dem großer Hitze standgehalten werden muß, bewirkt seelische und körperliche Reinheit und läßt eine große Kraft in den Teilnehmern anwachsen, die für viele Dinge genutzt werden kann.

Inipi-Ritual, Symbole

Reinigungs-Ritual, heilige Symbole des Lakota Medizinmannes Archie Fire Lame Deer (eigens Photo)

Adler

Adler (eigenes Photo eines Amuletts) 

Der Medizinmann betonte wiederholt seine Verbundenheit mit den Wildtieren seiner Heimat.

Ist „Reinheit“ das frei sein von seelischen „Altlasten“ und für das praktische Leben von Bedeutung?

In dem altchinesischen Weisheits- und Orakelbuch sind Reinheit und Harmonie die höchsten Werte (Das Dreifaltige Himmelszelt im Entschlüsselten I-Ging). Man glaubt zu wissen, was Harmonie ist, aber von Reinheit hat man nur eine vage Vorstellung. Vor allem soll damit wohl seelische Reinheit gemeint sein. Dass Kinder noch ein „reines Herz“ haben, kommt einem in den Sinn und vielleicht auch, dass für bestimmte Rituale Reinheit Voraussetzung ist. (Bevor man in der katholischen Kirche die Hostie empfängt, soll man, falls erforderlich, die Beichte ablegen.)

(Die germanischen Krieger der Edda wünschten sich, dass ihnen die Götter schon in der Jugend ein „hartes Herz“ in die Brust legten. Ein reines Herz kann gleichzeitig auch hart sein. Wichtig ist, hart gegen sich selber zu sein.)

Reinheit kommt nicht nur in dem Weisheitsbuch I-Ging vor. In der Verbotenen Stadt in Peking gibt es Paläste der Reinheit und der Reine-Land-Buddhismus wurde in China und Japan zu einem eigenständigen, dominanten Teil der buddhistischen Tradition. (Das „Reine Land“ ist das von dem Buddha Amida geschaffene Paradies.) Heute gibt es den „Reine-Land-Buddhismus“ auch in Europa, z. B. in Düsseldorf. Zum EKO-Haus der Japanischen Tradition in Düsseldorf gehört ein Amida-Tempel.

(Im Vimalakirtinirdes’a-Sutra des Mahayana-Buddhismus bitten im übrigen auch Bodhisattvas (Erleuchtungswesen) um Reinheit.)

Warum legt ein pragmatisches Volk wie die Chinesen so viel Wert auf (seelische) Reinheit? Man erhält eine Antwort auf diese Frage, wenn man sich die Entdeckung Siegmund Freuds ins Gedächtnis ruft, dass verdrängte seelische Inhalte, Schuldgefühle z. B., Krankheiten hervorrufen können.

Eine seelische Reinigung ist also ein Vorbeugemittel gegen Krankheiten und wahrscheinlich auch gegen Unglücksfälle und Genesung von Krankheiten kann vielfach erst eintreten, nachdem eine seelische Reinigung erfolgt ist.  

Der Jesuiten Pater Lafiteau spricht (1724) von „überschüssigen Gefühlsregungen, die den Gesundheitszustand negativ beeinflussen“ und deshalb durch Reinigungs-Rituale von den nordamerikanischen Indianern aufgelöst wurden.

Ein besonders ausführliches Reinigungs-Ritual war erforderlich, wenn jemand einen Feind getötet hatte.

Der Mensch als moralisches Wesen bestraft sich sozusagen selber für Übertretungen des Moral-Gesetzes in seiner Brust.

Im nächsten Weblog werden Formen seelischer Reinigung vorgestellt. Insbesondere stellt sich dabei die Frage, welche Art der Reinigung für heutige Menschen infrage kommt.

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Empor schießende Wolken!

Empor schießende Wolken! (eigenes Photo vom 04.03.08)

Ähnlich schießen  auch die Dampfwolken zum Himmel empor, wenn der Medizinmann der Lakota, Archie Fire Lame Deer, Wasser aus seinem Büffelhorn über die glühenden Steine von Mutter Erde in der Grube seines Inipi gießt.

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838

Inmitten kahler

Bäume blüht gelb die Weide

mit ihren Kätzchen!

839

Tiefblauer Himmel

mit Märzen-Sonne. Im Strauch

Zaunkönig-Gesang!

840

Finsternis und Licht –

rasch wechselndes Wolkenbild,

Sonne und Regen!

841

Durchzug von Wettern:

Rasch quellen Wolken hoch zu

Gebirgen empor,

verdunkeln schwarz die Sonne,

schon prasselt Regen nieder!

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