Haiku und Tanka, Jotin, Sept. 2013: Was ist Erleuchtung? – Symbole des spirituellen Weges!

Was ist Erleuchtung? –
Symbole des spirituellen Weges

 

Kalligraphie Mitgefühl

 

Mitgefühl, Christine Lehmann, 2013,
Acryl auf Leinwand, 90x60cm

 

Ikone: Gemalt

als das „Herz Gottes, über-

strömend vor Liebe“!

 

 

Insbesondere die Anhänger des Buddhismus streben das Ideal des Erleuchteten Menschen (genauer des erwachten Menschen) an. Erleuchtung umfasst dabei nach der buddhistischen Überlieferung vor allem drei Aspekte:
1. eine Verfassung reinen, klaren Gewahrseins bzw. spiritueller Schauung, auch als Weisheit bezeichnet,
2. eine Verfassung überströmender Liebe und tiefen Mitgefühls und
3. eine Verfassung bzw. das Erleben unerschöpflicher mentaler und spiritueller Energie.
In fortgeschrittener Meditation ist es möglich, von diesen drei Aspekten der Erleuchtung einen Eindruck zu erhalten. Durch das reine, klare Gewahrsein wird die wahre Natur der Dinge erahnt. Es ist ein intuitives Erkennen. Mit einem Fortschreiten auf dem spirituellen Weg fühlt man sich in immer stärkerem Masse mit allen Lebewesen verbunden. Das Mitgefühl verstärkt sich. Je mehr das diskursive Denken in den Hintergrund tritt und verschwindet, umso mehr feinstoffliche Energie wird angesammelt, die dann für die Transformation zur Verfügung steht, welche den Meditierenden nach und nach in ein Erleuchtungswesen mit vielfältigen Eigenschaften und Fähigkeiten verwandelt.
Die größte Bedeutung wird im Mahayana-Buddhismus dem Mitgefühl zusammen mit Güte, dem passiven Teil des Mitgefühls, beigemessen. In den Erleuchtungswesen, den Bodhisattvas, ist Mitgefühl dabei untrennbar verbunden mit der höchsten Weisheit. Die Einheit von allumfassenden Mitgefühl und höchster Weisheit wird im Tantrismus symbolisch durch die Vereinigung von Mann und Frau dargestellt. Daher erhielten Buddhas und Bodhisattvas weibliche Entsprechungen.

 

Bodhisattva in Vereinigung mit Gefährtin als Symbol der Verschmelzung von Mitgefühl und Weisheit

Bodhisattva in Vereinigung mit Gefährtin als Symbol der Verschmelzung von Mitgefühl und Weisheit (eig. Foto)

 

 

(Der Tantrismus ist eine mystische Erkenntnislehre, welche die Verschmelzung mit dem Absoluten anstrebt. Er lehrt die Verwobenheit grob- und feinstofflicher Ebenen. Geistige Prinzipien werden mittels sexueller Symbolik dargestellt.)

 

Insbesondere das Avatamsaka Sutra, auch Blumenschmuck-Sutra genannt, (Sutra=Lehrrede Buddhas) aus der Mitte des vierten Jahrhunderts lehrt Mitgefühl zusammen mit Güte als fundamentale Prinzipien des Mahayana-Buddhismus. Zugleich demonstrieren der Buddha und Bodhisattvas in diesem Sutra ihre Weisheit und große Kraft. Suzuki hat das Sutra als die Summe buddhistischen Denkens, buddhistischen Empfindens und buddhistischer Erfahrung bezeichnet.
Das Sutra schildert (im zweiten Teil) die Wanderungen des Jünglings Sudhana, der auf den Rat des Bodhisattvas Manjushri überall gute Freunde aufsucht, um die für seine Erleuchtung notwendige höchste Erkenntnis zu finden. Auf seinem Weg begegnet er insgesamt 53 verschiedenen Lehrern, bevor er seinen Weg zum Bodhisattva vollendet. Darunter sind sehr unterschiedliche Personen wie z.B. Mönche, Nonnen, Laien, Heilkundige, eine Prinzessin und sogar ein kleiner Junge sowie mehrere übernatürliche Wesen. Eine Nacht-Göttin enthüllt Sudhana die Möglichkeit, alle Welten auf einmal zu sehen. Von all diesen Lehrern kann Sudhana das lernen, was für die Erreichung der nächsten Stufe auf seinem Weg zum Bodhisattva für ihn notwendig ist. Jeder Lehrer empfiehlt Sudhana das nächste Ziel seiner Reise.
Ein Höhepunkt ist seine Begegnung mit dem Boddhisattva Avalokiteshvara, dem Buddha des unendlichen Mitgefühls. Avalokiteshvara ist unter dem Namen Chenresi die Nationalgottheit Tibets. In China wird er als Guanyin und in Japan als Kannon verehrt. Guanyin und Kannon werden in Frauengestalt dargestellt. Avalokiteshvara wird mit dem Mantra OM MANI PADME HUM (O Juwel im Lotus) angerufen. Er ist derjenige, der auf die Rufe der Welt hört und soll  zu Hilfe eilen, wenn er angerufen wird und Mensch und Tier aus allen erdenklichen Notlagen befreien. Seine Hilfe soll bei Anrufung zumindest darin bestehen, dass er den Menschen die Angst vor ihrer Notlage und sogar vor dem Tode nimmt, wenn das Feuer einer Feuersbrunst sie  auch verbrennt, sie bei Schiffbruch im Wasser ertrinken oder sie ihr Leben auf eine andere Weise beenden. Die Furcht vor dem Tod soll ihnen durch die Anrufung Avalokiteshvaras genommen werden. Durch Wiederholung des oben genannten Mantras soll das Mitgefühl in einem selber erweckt werden.
John Blofeld, der Anfang des 20. Jahrhunderts längere Zeit in China unterwegs war und mit vielen Verehrern von Guanyin gesprochen und diskutiert hat, darunter vielen, die davon überzeugt waren, dass Guanyin ihnen geholfen hat, glaubt, dass Guanyin auch immer wieder Menschen nicht nur die Angst vor einer Notlage nimmt, sondern sie auch tatsächlich aus Notlagen befreit, wenn sie aus ganzem Herzen vertrauensvoll um Hilfe angerufen wird. Nachdem Blofeld anfangs nicht an die Existenz von Guanyin geglaubt hatte, bewiesen ihm seine Erfahrungen mit ihr das Gegenteil, so dass er selber auch einer ihrer Verehrer wurde.
Es gibt viele verschiedene Darstellungen von diesem Bodhisattva des Mitgefühls. Man spricht von 33, in Wirklichkeit sind es noch mehr. Eine der auffälligsten ist die mit elf Köpfen und eintausend Armen. Der Bodhisattva hat elf Köpfe, da es elf Richtungen im Raum gibt – das Zentrum, Norden, Süden, Osten und Westen, die vier dazwischenliegenden Richtungen, den Zenit und den gegenüberliegenden Punkt. Das Mitgefühl ist allgegenwärtig und sieht in alle Richtungen. Die Form hat tausend Arme, da es so viel zu tun gibt, um vom Leiden zu befreien.

 

000-armiger Avalokiteshvara Plakat Tibet-Ausstellung Villa Hügel 2006

1000-armiger Avalokiteshvara, Plakat Tibet-Ausstellung Villa Hügel 2006 (eig. Foto)

 

Avalokiteshvara hat eine Vielzahl von verschiedenen Formen. Eine der auffälligsten ist die mit elf Köpfen und eintausend Armen. Der Bodhisattva hat elf Köpfe, da es elf Richtungen im Raum gibt – das Zentrum, Norden, Süden, Osten und Westen, die vier dazwischenliegenden Richtungen, den Zenit und den gegenüberliegenden Punkt. Das Mitgefühl ist allgegenwärtig und sieht in alle Richtungen. Die Form hat tausend Arme, da es so viel zu tun gibt, um vom Leiden zu befreien.

1000-armige Guanyin im Jade-Buddha-Tempel in Shanghai (eig. Foto)

1000-armige Guanyin, Jade-Buddha Tempel Schanghai (eig. Foto)

 

Vielarmige Guanyin aus dem Jade-Buddha-Tempel in Shanghai (eig. Foto)

Vielarmige Guanyin, Jade-Buddha Tempel Schanghai (eig. Foto)

 

Guanyin aus Yungang-Grotte (eig. Foto)

Guanyin aus den Yungang-Grotten (China) (eig. Foto)

Guanyin, entsprung´n
dem Herzen Gottes, über-
strömend vor Liebe!

 

 

Gedanken sind Quantenobjekte

Der Autor nimmt in der Meditation mitunter Geistwesen wahr, insbesondere wenn er rituelle Musik hört, die in Tibet oder anderswo aufgenommen wurde. Die Wesen, die kommen, sind anscheinend mit dieser Musik bzw. den damit verbundenen Riten durch ihre Teilnahme daran irgendwie verknüpft.  Zuerst glaubte er, dass diese Geistwesen zu ihm kämen, später dann, dass er mit seiner Freiseele zu ihnen hinginge. Er beobachtete, dass die Art der Geistwesen, die er wahrnimmt, von der Art der Meditations-Musik abhängt bzw. von dem Ritus, an dem er teilnimmt. Insbesondere kann er beobachten, dass die Anzahl der Geistwesen, die er insgesamt wahrnimmt, umso größer ist, je tiefer er sich versenkt. Auch ist ihr Rang auf den tiefsten Versenkungsstufen am höchsten.
Die Buddhisten unterscheiden neun Meditationsstufen. Diese neun Stufen lassen sich unterschiedlichen Ebenen des Seins zuordnen. Der Autor unterscheidet sieben Ebenen des Seins. Die erste Ebene ist die materielle Ebene unseres grobstofflichen Körpers, die siebte die höchste Ebene, die Ebene des Göttlichen. Um auf die siebte zu gelangen, muss man sich am tiefsten versenken. Die höchste Meditationsstufe ist die, bei der man sich auf allen Ebenen gleichzeitig aufhält.
Da die Art Geistwesen, die er wahrnimmt, von der Art der Meditations-Musik, die er hört, von dem Ritus, an dem er teilnimmt bzw. der Zielsetzung seiner Meditation abhängt und ihre Gesamtzahl von der Tiefe seiner Versenkung abhängt, gelangte er schließlich zu der Auffassung, dass die Geistwesen weder zu ihm hinkommen, noch er mit seiner Freiseele zu ihnen hingeht. Es scheint ihm vielmehr so, dass auf den höheren Ebenen des Seins, die er in der Versenkung erreicht, der Raum (und in eingeschränktem Maß auch die Zeit) eine andere Struktur aufweisen, als wir sie auf der Erde kennen. Es scheint dort keine räumlichen Distanzen, wie wir sie gewohnt sind, mehr zu geben, sondern irgendwie alles am gleichen Ort (und mit Einschränkung auch zur gleichen Zeit) stattzufinden.
Als der Autor Ausschnitte aus dem letzten Teil des Avatamsaka-Sutra las, in dem die Wanderung des Jünglings Sudhana geschildert wird, stieß er auf die Beschreibung von Ereignissen, die  seine eigenen Erfahrungen bestätigen. Es beginnt mit der Eröffnungsszene. Sie spielt in Shravasti, wo der Buddha sich im Jetavana-Kloster inmitten vieler Bodhisattvas, Mönche, Könige und göttlichen Wesen aufhält. Buddha spürt,  dass die Anwesenden ein Wunder erwarten und tritt in den Versenkungszustand (Samadhi) der „Erscheinung des Löwen“ ein. Daraufhin weitet sich  das Gebäude plötzlich bis zu den fernsten Grenzen des Universums bzw. das ganze Universum geht in das Jetavana-Kloster ein. Unendlich viele Bodhisattvas kommen aus allen Richtungen und erweisen dem Buddha ihre Verehrung. Allerdings sind nicht alle Teilnehmer der Versammlung in der Lage diese Erscheinungen zu sehen, nur diejenigen, die dem Bodhisattva-Weg des Mahayana-Buddhismus folgen, der das Erwachen aller Lebewesen zum Ziel hat. An einer Stelle im Sutra wird auch gesagt, dass die Bodhisattvas weder kommen, noch dass man zu ihnen hingeht.
Dies stimmt mit der Beobachtung des Autors überein, dass man in einen bestimmten Meditationszustand, nicht unbedingt den tiefsten, eintreten muss, um auf eine Seins-Ebene zu gelangen, auf der die gewohnte Raumstruktur aufgehoben ist und alle Orte wie ein Ort erscheinen und man sich von Geistwesen umgeben sieht. Der Buddha verfügt offensichtlich über die Fähigkeit, diesen Meditationszustand auch auf seine Anhänger zu übertragen, so wie das (in abgeschwächter Form) auch bei heutigen spirituellen Lehrern der Fall ist.

 

 

Übereinstimmungen mit der Quantentheorie

In der Physik wird die Welt der Elementarteilchen, der Atome und Moleküle, durch die Quantentheorie beschrieben. Die Elementarteilchen haben sowohl Wellen- als auch Teilchencharakter. Das gleiche gilt für die elektromagnetische Strahlung, von der Licht einen Ausschnitt darstellt. Bei dem bekannten Doppelspalt-Versuch tritt beim Durchgang von Licht hinter dem Doppelspalt ein Muster von abwechselnd hellen und dunklen Streifen auf. Dieses Interferenzmuster zeigt, dass Licht Wellencharakter hat. Wenn Wellenberg auf Wellenberg trifft, dann verstärkt es sich, trifft dagegen Wellenberg auf Wellental, so löschen sie sich gegenseitig aus und es entsteht Dunkelheit. Auf diese Weise entstehen die hellen und dunklen Streifen.

Ein Interferenzmuster zeigt sich auch dann, wenn statt Licht Elektronen durch die Spaltöffnungen geschickt werden. Das bedeutet, dass sich auch Elektronen wie Wellen verhalten. Das Interferenzmuster zeigt sich auch dann, wenn einzelne Elektronen mit einem so großen zeitlichen Abstand abgefeuert werden, dass das nächste Elektron erst losfliegt, wenn sein Vorgänger bereits auf der Fotoplatte aufgeschlagen ist. Der Physiker Daniel Kronick schreibt in seinem Buch „Das Quantengedächtnis“, Contessa Verlag, 2010, dass sich dies nur durch die Annahme erklären lässt, dass jedes Elektron durch beide Öffnungen gleichzeitig fliegt, was absurd sei und so nicht stimmen könne. Er fragt, wie die Realität beschaffen sein muss, dass es so scheint, als ob ein Elektron gleichzeitig durch beide Öffnungen geflogen sei. Er fordert, dass wir unsere Vorstellungen bezüglich der Struktur des Raumes ändern. Das Elektron sei nicht an verschiedenen Orten gleichzeitig, sondern die Orte seien alle identisch.
In der Quantentheorie gibt es desweiteren das Phänomen der Verschränkung, welches die augenblickliche Beeinflussung zwischen Elementarteilchen über beliebige Entfernungen beinhaltet, ein Phänomen, das experimentell sehr gut abgesichert ist. Auch dies lässt sich nach Kronick am besten dadurch verstehen, dass es in Quantenwelt keine räumlichen Distanzen gibt, wie wir sie aus der klassischen Welt kennen. Zwei Elektronen A und B, die miteinander verschränkt sind, wirken nicht aus der Ferne aufeinander, wie heute noch angenommen wird, sondern befinden sich in der Quantenwelt immer am gleichen Ort.

Dass die Raumstruktur anderswo anders ist, als wir sie aus der Welt, in der wir leben, kennen, dass sich alles irgendwie am gleichen Ort abspielen kann, ist, wie oben beschrieben, auch eine Erfahrung des Autors dieses Weblogs, wenn er in der Meditation auf höhere Ebenen des Seins gelangt. Und es ist offensichtlich auch eine Erfahrung der Autoren des Avatamsaka-Sutra.
Wegen des Wegfalls räumlicher Distanzen sowohl in der Quantenwelt als auch auf den höheren Ebenen der geistigen Welt kann man nun vermuten, dass auch geistige Strukturen so etwas wie Quantenobjekte sind und Quanten-Eigenschaften aufweisen, wie sie sich aus der Quantenphysik ergeben. Man kann nun in der Quantenphysik nach Eigenschaften suchen, wie sie aus der geistigen Welt bekannt sind und in der geistigen Welt nach Eigenschaften, wie sie aus der Quantenphysik bekannt sind und auf diese Weise möglicherweise zu neuen Erkenntnissen gelangen.
Es gibt auch die Beobachtung eines Radiästheten, die zeigen, dass Gedanken die Eigenschaften von Quantenobjekten aufweisen. Der Diplom-Ingenieur und Radiästhet Hartwig Fritze hat quantenmechanische Experimente mit Hilfe radiästhetischer Instrumente durchgeführt (Quantenphysik und Radiästhesie, raum u. zeit 160/2009). Dabei stellte er fest, dass sich „Gedanken-Dipole“ hinter einem Doppelspalt wie Licht verhalten, also ein Interferenz-Muster zeigen. Seine Ergebnisse machen es wahrscheinlich, dass Gedanken quantenmechanischen Gesetzen folgen. Zahlreiche Versuche hatten ihm gezeigt, dass Gedanken sich wie elektrische Schwingkreise verhalten. Aufgeschriebene Worte, also der Ausdruck von Gedanken, stellte er so dar, dass sie einen Dipol bildeten. Auf einen Kreis gelegt, erzeugt ein solcher Wort-Dipol ähnlich wie das Licht einer Kerze hinter einer Spaltwand mit Doppelspalt eine Strahlung, die wellenförmig wahrgenommen wird und hinter einer Spaltwand mit Einfachspalt eine Strahlung, die als materielle Strahlung mit Teilchenstruktur wahrgenommen wird und eine „Sandhaufenkurve“ bildet.

 

Der Vairochana-Turm – Symbol für den Dharmadhatu

Zum Schluss gelangt der Knabe Sudhana auf seinem spirituellen Weg in den Vairochana-Turm. Der Bodhisattva Maitreya lässt ihn eintreten. Hier ist Maitreya  zu Hause. Dieser Turm ist ein Symbol für den Dharmadhatu, die geistige Welt der Bodhisattvas. Hier ist Alles mit Allem verbunden. Das ist der Höhepunkt des Sutra. Sudhana wird zum Bodhisattva. Hier gilt:
Alles in Einem – Eines in Allem, d.h. jeder Gegenstand und jedes Lebewesen ist nicht allein für sich vorhanden, sondern mit jedem anderen verbunden. Jeder Gegenstand und jedes Lebewesen ist auch in jedem anderen Teil vorhanden. Alles ist in vollkommener Harmonie und Ordnung gegenseitig durchdrungen.
Der Autor kann diese Aussage bestätigen, allerdings nur für die siebte, die höchste Ebene des Seins. Wenn er in der Meditation (durch einen Willensakt) auf die tiefste Meditationsstufe geht, dann findet er in sich selber jeden beliebigen Gegenstand und jedes beliebige Lebewesen, das er sich vorstellt und in allen anderen Dingen findet er ebenfalls jeden Gegenstand und jedes Lebewesen, mit dem er sich geistig in Verbindung setzt. Allerdings kann er dies, wie oben gesagt, nur dann beobachten, wenn er in der tiefsten Meditationsstufe die siebte, die göttliche Ebene des Seins erreicht. Auf den anderen Ebenen ist dies für ihn nicht der Fall.
Die gegenseitige Durchdringung gilt nicht nur für den Raum, sondern auch für die Zeit, so dass alles, was irgendwann irgendwo geschehen ist (und geschehen wird?), auch in uns selber jetzt geschieht. Vergangenheit und Zukunft? werden im gegenwärtigen Augenblick sichtbar, der jedoch nicht still steht, sondern sich stetig fort bewegt.
Nach Thich Nhat Hanh bedeutet Dharmadhatu, für den der Turm Vairochanas ein Symbol ist, Einssein; es gibt keinen Hass oder Schuld, Leben und Tod sind eins. Hingelangen kann man in Dharmadhatu durch Achtsamkeit, d.h. in meditativer Versenkung.

 

Von der Beseelung der Dinge und der Bedeutung heiliger Symbole

Es ist altes schamanisches Wissen, dass alle Dinge beseelt sind. Welcher Art ist die Beseelung der Dinge? Heilige Objekte wie Ikonen, verehrte Statuen, Ritual-Gegenstände und Medizin-Bündel der Indianer weisen einen deutlich höheren Rang auf als Dinge des täglichen Gebrauchs. Es ist die (rituelle) Verehrung und auch das Segnen, welche der Beseelung von Dingen Heiligkeit und einen höheren Rang verleiht. Es kommt auch darauf an, mit welcher seelischen Grundhaltung diese Dinge hergestellt wurden, so wie das von der Ikonen-Malerei in der Ostkirche überliefert ist.

Ein Symbol oder Sinnbild bezeichnet eine Vorstellung von etwas, das nicht gegenwärtig sein muss und oft auch nicht rational erklärt werden kann. Insbesondere Symbole in der Religion und im Mythos haben oft eine Bedeutung, die über das rational Erfassbare hinausgeht und sich nur zum Teil rational interpretieren lässt. Sie verweisen auf eine Wahrheit jenseits des Bildhaften und der rationalen Beschreibung des Symbols.

Beispiel hierfür sind im Buddhismus das Rad der Lehre mit den acht Speichen, die an den achtfachen Weg zur Erlösung erinnern sowie die höheren Wesen der Bodhisattvas und Buddhas wie z.B. der Bodhisattva der Barmherzigkeit Avalokiteshvara, in China als Guanyin und in Japan als Kannon verehrt und insbesondere auch der Buddha Vairocana, der als die Verkörperung des universellen Naturgesetzes gilt und das ganze Universum durchstrahlt. Vairocana ist das zentrale Symbol des Avatamsaka-Sutra. Danach sind Geist und Materie eins und bedingen einander in unendlicher wechselseitiger Abhängigkeit voneinander.

 

Der Buddha Vairocana bzw. Dainichi Nyorai in jap., Kyoto (eig. Foto)

Vairocana, Kyoto, Japan (eig. Foto)

Buddha Vairocana –Dieser Buddha gilt als die Verkörperung des universellen Naturgesetzes und durchstrahlt das ganze Universum. Vairocana ist das zentrale Symbol des Avatamsaka-Sutra. Danach sind Geist und Materie eins und bedingen einander in unendlicher wechselseitiger Abhängigkeit voneinander.

 

Im Buddhismus stehen Symbole auch für etwas, zu dem man seine Zuflucht nehmen  bzw. das man um Hilfe in einer Notlage bitten kann, wie das ja insbesondere bei dem Bodhisattva Avalokiteshvara der Fall ist. In den Religionen sind die Symbole gewöhnlich heilig und natürlich auch Kunstwerke. Voraussetzung hierfür ist oft eine Weihung, muss es aber nicht sein. (Eine Weihung wurde bei den Ikonen z.B. erst in späteren Jahrhunderten vorgenommen.) In Tibet werden die meisten Arten religiöser Bildwerke als Repräsentationen von Körper, Sprache und Geist Buddhas verstanden. Sie sind dabei nicht nur Symbole, sondern in ihnen sind auch heilige Kräfte gegenwärtig, wie sie mit jeder heiligen Stätte und überhaupt allem Heiligem in Verbindung stehen. Wer auf sie bezogene Riten durchführt oder an ihnen teilnimmt, kann an diesen heiligen Kräften teilhaben.

 

4 der 8 buddhistischen Glückssymbole (eig. Foto)

 

Vier der acht Glückssymbole im Buddhismus (eig. Foto):

 

Rad der Lehre mit den acht Speichen, die an den achtfachen Weg zur Erlösung erinnern.

 

Der endlose Knoten symbolisiert mit seinen Überschneidungen ohne Anfang und Ende Buddhas unendliche Weisheit und Mitgefühl.

 

Halbgeschlossene Lotus-Blüte, ein Stadium auf dem Weg zur Erleuchtung. Obwohl die Lotuspflanze aus schlammigem Wasser erwächst, erblüht sie vollkommen rein. Die Lotusblüte ist daher ein Symbol vollkommener Reinheit.

 

Schatzvase als Sinnbild für eine hauptsächlich spirituelle, aber auch materielle Wunscherfüllung. Die Schatzvase enthält die spirituellen Juwelen der Erleuchtung.

 

Endlosschleife auf Säule auf dem Wutaishan (eig. Foto)

Endlosschleife auf Säule, Wutaishan (eig. Foto)

 

Gebetsmühl, buddh. Nonnen auf dem Wutaishan(eig. Foto)

 

Gebetsmühlen in einem Tempel auf dem Wutaishan (eig. Foto)

Gebetsmühlen gibt es in allen Grössen. Sie bestehen aus einem Hohlzylinder mit eingravierten Zeichen oder Gebeten. In dem Zylinder befinden sich auf Papier-Rollen geschriebene Gebete oder Formeln. Die Mühlen werden immer in Richtung des Sonnenlaufs in Bewegung gesetzt. Jede Drehung entspricht einer Lesung der im Innern befindlichen Gebete. Es wird durch die Drehung in die Welt hinaus getragen.

 

Das Triptychon

Heilige Symbole sind auch die drei folgenden Kalligraphien „danken“ (2012), „heilen“ (Anfang 2013) und „Mitgefühl“ (Mitte 2013). Das Triptychon stammt von Christine Lehmann. Alle drei Kalligraphien sind ästhetisch ausgewogen und insbesondere die beiden zuletzt entstandenen „heilen“ und „Mitgefühl“ voller Dynamik.
Christine Lehmann ist Zen-Schülerin bei dem katholischen Priester und Zen-Meister Pater Kopp in Essen und gleichzeitig geht sie mit ihren Kalligraphien den Weg des Schreibens, in Japan Sho-Do genannt. Wie Zen ist auch Sho-Do ein spiritueller Weg. Diese beiden Wege geht sie seit Jahrzehnten. Die spirituellen Stationen, die sie erreicht hat, sind nach Wahrnehmung des Autors dieses Weblogs unsichtbar in diesen drei Kalligraphien enthalten. In welchem Masse sie auch sichtbar darin enthalten sind, ist für den Autor schwieriger zu beurteilen. Die drei Bilder wurden von Christine Lehmann nach längerer Vorbereitung in meditativer Versenkung geschaffen. Bei dem zuletzt entstandenen Bild „Mitgefühl“ war ihre Versenkung am tiefsten. In dieser Versenkung gelangte sie auf die höchste, die göttliche Ebene des Seins. Das Bild enthält drei Zeichen, das Leben als keimende Pflanze und das Lebenselexier als Symbol der Unsterblichkeit, beides unten rechts und groß oben dreiviertel des Bildes ausfüllend, das Schriftzeichen Herz als Symbol der überfließenden Liebe Gottes zur Schöpfung, die das Leben erst möglich macht.
Nach ihren Worten war sie beim Kalligraphieren des Bildes ununterbrochen erfüllt von der Vorstellung und dem Gedanken an die Liebe Gottes, wie diese überfließt und sich hinunter in die  Schöpfung ergießt. Als der Autor das Bild zum ersten Mal sah, war er tief berührt und wusste sofort, dass hier etwas Außergewöhnliches entstanden war. Das gleiche geschah bei einer Freundin von ihr, als diese zu Besuch kam. Spontan bat ihre Freundin ebenso wie der Autor um eine Zweitausfertigung des Bildes.
Wenn man einmal von der äußeren Form des Bildes absieht, ist Christine Lehmann hier als Schülerin eines katholischen Priesters und Zen-Meisters sozusagen in die Fußstapfen eines ganz und gar von seiner heiligen Aufgabe erfüllten mittelalterlichen Mönch-Malers von Ikonen getreten. Ihre seelische Haltung ist die gleiche wie die eines idealen Ikonen-Malers und das Bild ist, ebenso wie das einer Ikone, auch nicht frei gestaltet, da ja Schriftzeichen die Vorgaben bilden.
Was sind nun die Elemente der unsichtbaren Wirklichkeit der höchsten, der göttlichen Ebene, die sich in diesem Bild verbergen? Im Allgemeinen gilt, wenn man Dinge einer bestimmten Ebene wahrnehmen will, dann muss man sich meditativ auf diese Ebene begeben, bei dem vorliegenden Bild also auf die Ebene des Göttlichen. Das Außergewöhnliche dieses Bildes lässt sich allerdings auch schon auf tieferen, viel leichter zu erreichenden Ebenen wahrnehmen. Man findet in diesem Bild alle Dinge dieser Welt. Was man sich auch vorstellt, man erhält aus diesem Bild ein Echo auf jede Vorstellung. Jeder kann sich selber darin finden und auch seine Charakter-Eigenschaften und die anderer Menschen. Man kann sich darin spiegeln, aber man erhält auch ein Echo bei der Vorstellung von Gold (eine leichte Aufgabe für Radiästheten) und es sind auch die Ereignisse vergangener Zeiten in dem Bild gespeichert (eine nicht so einfache Aufgabe für Historiker und Kriminologen). Das Echo mit der höchsten Intensität aber weist Mitgefühl auf. Das gleiche gilt für Harmonie.
Das alles hört sich etwas eigenartig an, aber es ist so. Auf der siebten Ebene, der göttlichen, ist alles mit allem verbunden und das hat sich in diesem Bild nieder geschlagen. Christine Lehmann hat den gesamten Kosmos in dieses Bild hereingeholt.
Wenn man Wesenheiten und Eigenschaften höherer Ebenen wahrnehmen will, dann muss man sich meditativ auf diese höheren Ebenen begeben. Die göttliche Liebe findet man auf der höchsten Ebene, der göttlichen und diese Ebene enthält auch die zukünftigen Ereignisse. Avalokiteshvara bzw. Guanyin und Kannon und ihr unendliches Mitgefühl findet man bereits auf einer tieferen Ebene, nach der Zählweise des Autors, der vierten, der Ebene des Herz-Chakras.
Versenken Sie sich in das Bild und lassen Sie sich von ihm Dinge enthüllen, die Sie auf Ihrem Weg weiterbringen!

 

Triptychon b

 

In der Versenkung,
da Raum und Zeit ausgelöscht,
fliegend  hingetuscht:
Himmels-Zeichen des Ew´gen,
schwarz auf weiß und unsichtbar.

 

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