Haiku und Tanka, Jotin, April 2012:Erschließung des höchsten geistigen Potentials im Menschen durch veredeltes Chi!

Erschließung des höchsten geistigen Potentials im Menschen durch veredeltes Chi.

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Pavillon der Drei Reinen in den Westbergen bei Kunming/Süd-China, errichtet in der Yuan-Dynastie (1271-1368) (Foto Christine Lehmann).

 

 

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Kleiner Tempel in den Westbergen bei Kunming/Süd-China (eigenes Foto). Die Westberge erstrecken sich über 40 km, liegen zwischen 1900 und 2350 Meter über Meeresspiegel und bestehen aus Hängen, Hochflächen und aufragenden Bergspitzen. In diese mit üppigem Grün bedeckte Bergwelt fügen sich daoistische Tempel und Klausen ein. Hier wurde und wird das Dao in der Natur gesucht und gefunden.

Erschließung des höchsten geistigen Potentials im Menschen durch veredeltes Chi.

Das feinstoffliche Chi durchdringt Erde und Kosmos und ist Basis des Lebens und aller seiner Bereiche. In keinem anderen Land der Erde hat man darüber so viel herausgefunden wie im Alten China. Ko Hung, ein chinesischer Daoist aus dem vierten Jahrhundert, hat folgendes hierzu gesagt: „Der Mensch ist im Chi, Chi ist im Menschen. Vom großen Kosmos bis herab zu jedem einzelnen Gegenstand kann nichts ohne Chi existieren.“

Es gibt das Chi im Körper und es gibt das Chi außerhalb des Körpers. Vom Chi in der Nahrung, dem Fließen des Chi am Schlafplatz und vom richtigen Zirkulieren des Chi im menschlichen Körper hängt die Gesundheit ab. Wie hauptsächlich von den Daoisten herausgefunden wurde, sind das Chi und die verfeinerten Formen von Chi auch bei jeder spirituellen Entwicklung am Werk. Damit eine spirituelle Transformation stattfinden kann, ist es unumgänglich, dass während der Meditation oder auf andere Weise Chi angesammelt wird. Im letzten Weblog wurde gesagt, dass das während der Meditation angesammelte Chi die feinstofflichen Körper des Menschen für die verschiedenen Ebenen des Seins hervorbringt. Eine spirituelle Entwicklung lässt sich aber auch dadurch charakterisieren, dass sich das während der Meditation aufgenommene Chi im menschlichen Körper veredelt und dabei die feinstofflichen Körper hervorbringt. Es ist  eine Rückkopplung vorhanden: Mit fortschreitender Transformation wird das Chi immer mehr veredelt bzw. werden während der Meditation immer höhere Formen von Chi angesammelt.

Die Veredelung des Chi soll in drei Stufen erfolgen, erstens, von den groben Formen des Ching, Chi und Shen zu ihren subtilen Entsprechungen, zweitens, das Shen zu reinem Yang-Shen und drittens, das Yang-Shen zu der Chi-Form der Leerheit.

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Berge am Li-Fluss in Süd-China (eigenes Foto). In der daoistischen Dichtung sind Nebel-Schleier ein Symbol für die  Wahrnehmung der grenzenlosen Leere, des DAO in seiner undifferenzierten Gestalt

Das Chi, mit dem der Mensch geboren wird, ist das Neiqi. Es verringert sich im Laufe des Lebens, wird aber auch durch die Aufnahme von Chi von außerhalb des Körpers genährt, so dass es sich langsamer verringert. Im Verlaufe einer spirituellen Entwicklung nimmt die spirituelle Reinheit eines Menschen immer mehr zu. Beides zusammen, das Nähren des Neiqi sowie die spirituelle Reinheit wirken lebensverlängernd. Für das Nähren von Chi soll lediglich das „Verweilen in Stille“ erforderlich sein.Wenn jemand zu meditieren beginnt, ist die erste Voraussetzung für die Ansammlung von Chi in seinem Körper, dass sich sein höheres Selbst an der Meditation beteiligt. Es wird sich nur dann beteiligen, wenn der Mensch seine Meditation ernsthaft betreibt. Vielfach wird sich das höhere Selbst erst nach Wochen oder Monaten teilnehmen. In welchem Umfang Chi angesammelt wird, hängt dann weiterhin davon ab, ob sich das höhere Selbst mit vollem Einsatz oder nur halbherzig an der Meditation beteiligt.

 

 

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„Der spirituelle Stein, die Perle der Wesensnatur, ist rund“, heißt es im Xingming guizhi, dem alchemistischen Buch von innerem Wesen und Lebensenergie (eigenes Foto). Speziell die Trigramme Himmel (drei Yang-Linien), Wasser (zwei (durchbrochene) Yin-Linien und in der Mitte eine Yang-Linie und Feuer (zwei Yang-Linien und in der Mitte eine Yin-Linie) dienen als Symbole für die Erweckung des ursprünglichen Geistes. Feuer steht für das sich nach Außenwenden der Sinne, bei Wasser geht die Aufmerksamkeit nach innen. Es kommt dabei auf die mittleren Linien der Trigramme Feuer und Wasser an, denn diese sollen dem frühen Himmel entstammen. Sie gelten als der Erscheinungswelt übergeordnet. Die Yin-Linie des Trigramms Feuer wird durch die Yang-Linie des Trigramms Wasser ersetzt und so das Trigramm Himmel, das dem frühen Himmel angehört, wieder hergestellt. „Etwas vom Wasser nehmen, um das Feuer zu füllen“, heißt es und bedeutet das nach Innenwenden der Sinne. Der Bereich des frühen Himmels, der auf diese Weise in Erscheinung tritt, wird mit der uranfänglichen Einheit gleichgesetzt, in der die Kräfte und Mächte noch nicht in Yin und Yang aufgeteilt sind. Er steht für das ursprünglich Schöpferische, das sich bei der Erweckung des ursprünglichen Geistes im Menschen manifestiert.

 

 

 

Meditation ist das „Verweilen in Stille“ ohne schlussfolgerndes bzw. unterscheidendes Denken bei ununterbrochener höchster Aufmerksamkeit. Das Denkvermögen soll leer sein, aber dennoch nicht abwesend. Die  Aufmerksamkeit soll man nach der Erfahrung der Daoisten auf den ursprünglichen Geist richten, um ihn wieder zu gewinnen und zu verfeinern. Im Zen sucht man sich mit der „Großen Leere“ zu verbinden, die alles enthält. Beides führt zum Ziel. Die Daoisten unterscheiden zwischen ursprünglichem und bewusstem Geist. Der bewusste Geist ist in Raum und Zeit angesiedelt. Der ursprüngliche Geist aber ist im Ewigen beheimatet, im Formlosen, dort, wo die Aufspaltung des Chi in Yin und Yang noch nicht erfolgt ist. Deshalb wird der ursprüngliche Geist auch Quelle und Essenz des Bewusstseins genannt. Und wenn er da ist, sammelt sich während der Meditation auch das Chi an. Er gilt als der eigentliche Herr des Bewusstseins. Aber seine Herrschaft ist bei den Menschen, deren Gedanken von einem Objekt zum nächsten springen, allem Anschein nach verloren gegangen. Das Ziel der Daoisten ist es, dem ursprünglichen Denken wieder zur Herrschaft über das bewusste Denken zu verhelfen. Dies soll erreicht werden durch das „Herumdrehen des Lichtes“. Das Herumdrehen des Lichtes bedeutet, dass man seine Aufmerksamkeit in der Meditation, aber auch in anderen Lebenslagen nach innen auf die Quelle des Bewusstseins, den ursprünglichen Geist, richtet, der heilig und rein ist. Auf diese Weise wird der der ursprüngliche Geist erweckt.

Ist seine Herrschaft durch stetiges Üben gefestigt, so wird er zur unerschöpflichen Quelle von Intuition, Kreativität und Inspiration. (Die Ansammlung von Chi sowie die Anfänge von Intuition und Inspiration kann der Autor bei sich selber beobachten.) Auf diese Weise  rückt der Mensch nach daoistischer Überlieferung zum „Partner der Schöpfung“ auf und muss ihr nicht mehr, wie das sonst in der Regel der Fall ist, als Knecht dienen.

(Siehe auch „Das Geheimnis der Goldenen Blüte“ in der Übersetzung von Thomas Cleary, Aurinia Verlag 2011!)

(Man kann ein Gefühl für das höhere Selbst bekommen, wenn man es bittet, mit seinem Energie-Aspekt in die rechte oder linke Hand hineinzugehen. Die Hand, in die es mit seinem Energie-Aspekt hineingeht, fühlt sich dann etwas wärmer an als die andere. Bei Krankheiten und Verletzungen kann man es bitten, die kranke oder verletzte Stelle so lange mit seinem Energie-Aspekt besetzt zu halten, bis Heilung eingetreten ist. Das kann die Heilung beschleunigen und in manchen Fällen auch die Heilung einleiten, was sonst vielleicht erst viel später oder auch nie der Fall gewesen wäre. Die Energie des höheren Selbst ist unerschöpflich. Dies hat es mit dem ursprünglichen Geist gemeinsam. Es stellt sich die Frage, wie das höhere Selbst und der ursprüngliche Geist zusammenhängen. Die Antwort scheint dem Autor, dass der ursprüngliche Geist der ursprüngliche Geist des höheren Selbst ist.)Wenn sich das höhere Selbst an der Meditation beteiligt und man das Denken bei höchster Aufmerksamkeit leer macht, sammelt sich im Hara, auf jeden Fall dann, wenn die Meditation auf das Hara gerichtet ist, während der Meditation Chi an.(Das Hara liegt etwa zwei Finger breit unter dem Bauchnabel und ein Stück in den Körper hinein. Vom Hara aus verlaufen Energiebahnen in alle Bereiche des grob- und der feinstofflichen Körper. Hier findet sich auch ein pulsierender Punkt, wie jeder mit etwas Ausdauer bei sich selber feststellen kann. Dieser pulsierende Punkt findet sich auch in anderen Lebewesen, in einem Tier oder einer Pflanze z.B., aber auch in Geistwesen. Je höher ein Lebewesen entwickelt ist, umso rascher pulsiert dieser Punkt.)

Nach einer erfolgreichen Meditation hat sich dort in der Regel eine größere Menge Chi angesammelt, verschwindet dann jedoch allmählich wieder von dort, ohne aber verloren zu gehen. Es wird nur an einer „tieferen“, für die Beobachtung schwieriger zugängigen Stelle gespeichert. Dieses Chi oder ein Teil davon wird für die Transformation verwendet, die mit einer spirituellen Entwicklung einhergeht.

Die Transformation wird anscheinend von höheren Wesen zu bestimmten Zeitpunkten vorgenommen, vielfach bei Vollmond. Einige der mit der spirituellen Transformation einhergehende Veränderungen können, wie bekannt, mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden. Nach einer gewissen Zeit, Monaten oder Jahren, lässt sich dann auch eine höhere Form von Chi im Körper beobachten, nämlich das Chi, das Shen genannt wird. Es tritt im mittleren Tandien zwischen den Brustwarzen auf. Die Daoisten sagen, das während der Meditation angesammelte Chi habe sich zu Shen veredelt. Gleichzeitig kann der Autor auch unterhalb des Hara Ching, eine gröbere Form von Chi, im Bereich des zweiten Chakra beobachten. Bei Menschen, die keinen spirituellen Weg gehen, findet er es nicht. Möglicherweise nährt dieses gröbere Chi das ursprüngliche Chi im Menschen, das Neiqi, das er bei der Geburt mitbringt. Das grobe Chi wird auch als das Hauptmedium bezeichnet, mit dessen Hilfe das subtile Chi im Körper transportiert wird.

Bei Menschen, die auf dem spirituellen Weg weiter fortgeschritten sind, kann der Autor im Bereich des Hals-Chakra das Yang-Shen beobachten und bei noch weiter Fortgeschrittenen im Bereich des oberen Dantien auch das Chi, das u.a. Leerheit genannt wird. Der Schwerpunkt dieses Leerheit genannten Chi liegt zwischen den Augen, wo das obere Dantien angesiedelt ist. Im Bereich des Kopf-Chakra kann dann noch ein höher veredeltes Chi gefunden werden. Während Ching, das normale Chi und Shen in Yin und Yang unterteilt werden können, ist dies bei dem „Leerheit“ genannten veredelten Chi nicht mehr der Fall. Das „Leerheit“ genannte Chi im oberen Dantien und Kopfbereich kann der Autor nicht mehr in Yin und Yang unterteilen, obwohl es mitunter auch als Yang-Chi bezeichnet wird. Es ist anscheinend das ursprüngliche Chi, das bereits vor der Schöpfung vorhanden war. Es ist das dem ursprünglichen Geist zugeordnete Chi.

Wenn dieses höchste Chi erst einmal in einer größeren Menge vorhanden ist, so stellen sich Achtlosigkeit und Ablenkung während der Meditation nur noch am Anfang und in Ausnahmefällen ein. Die Präsenz des ursprünglichen Geistes evtl. in Verbindung mit einer Meditations-Gottheit ist zu überwältigend. Wenn diese Form des Chi auftritt, ist der Mensch nicht mehr weit davon entfernt, sich in einen spirituell Unsterblichen zu verwandeln, wenn er es nicht schon ist. Auf jeden Fall aber steht ihm aber dann bereits seit längerem schon ein sehr hohes Potential an geistigen Fähigkeiten zur Verfügung.

Wenn die Aufmerksamkeit während der Meditation nicht auf den ursprünglichen Geist, sondern auf eine Meditations-Gottheit gerichtet ist, so ergeben sich je nach der Art der Meditations-Gottheit andere Ansammlungen und Verteilungen von Chi. Hierauf wird im nächsten Weblog eingegangen.

 

 

 

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Daostischer Einsiedler in den Westbergen bei Kunming/Süd-China (Foto Christine Lehmann). Ob er das Dao schon gefunden hat? Jedenfalls strahlt er Reinheit und Frieden aus und macht einen sehr glücklichen Eindruck.

 

 

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