Haiku und Tanka, Jotin 01.02. bis 29.02.2012: Das DAO erlangen!

Das DAO erlangen!

Teil I

Chinas eigene Religion ist der Daoismus. Das Ziel der Anhänger dieser Religion ist es, das DAO zu erlangen. DAO wird mit Weg und Sinn übersetzt und ist der Urgrund, aus dem alles entsteht und in den auch wieder alles zurückkehrt. Im Daodejing, der wichtigsten der heiligen Schriften des Daoismus, wird gesagt, dass das ewige DAO nicht das DAO ist, das benannt werden kann. Das DAO kann also nicht sprachlich erfasst werden, wohl aber kann man es erlangen. Das ist kein Widerspruch. (Das Daodejing ist  das am häufigsten übersetzte chinesische Buch.)

Die Ursprünge des Daoismus liegen im Schamanismus und in der Verehrung von Geistwesen und Gottheiten.

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Es besteht eine Verwandtschaft mit dem Shintoismus, der Verehrung von Geistwesen und Gottheiten in Japan, aber auch mit dem Zen-Buddhismus. Die daoistischen Techniken zur Erlangung des DAO  sind verwandt mit denjenigen, welche im Zen-Buddhismus Erleuchtung bewirken. Die Erlangung des DAO scheint dem Autor identisch mit der Erleuchtung zu sein. Aber die spirituelle Entwicklung verläuft unterschiedlich. Im Daoismus heißt es, dass das DAO durch Reinheit und Stille (des Geistes) erlangt wird. Ebenso wie im Zen-Buddhismus wird der Meditation, aus der bei höchster Aufmerksamkeit alles schlussfolgernde Denken verbannt werden soll, eine große Bedeutung für die spirituelle Entwicklung beigemessen.

Wenn der Autor aufgrund seiner Wahrnehmungen auch annimmt, dass die Erlangung des DAO letztlich identisch mit der Erleuchtung ist, so der daoistische Weg dorthin nicht der gleiche wie der zen-buddhistische. Bei daoistischen Mönchen konnte er feststellen, dass sie bereits auf dem ersten Drittel ihres Weges einen hohen Grad an kultischer Reinheit aufweisen, den er bei den Zen-Praktizierenden in diesem Stadium vergeblich suchte. Dafür verwandeln sich die Zen-Praktizierenden jedoch viel eher in „Lichtwesen“, d.h. in jemand, um dessen Kopf hellsichtige Menschen eine „feinstoffliche Lichtkugel“, einen „Heiligenschein“, wahrnehmen können, wie ihn die Darstellungen von buddhistischen Erleuchteten und christlichen Heiligen zeigen.

Als der Autor sich näher mit dem daoistischen Heilsweg befasste, fand er auch sofort den Grund für die größere kultische Reinheit, die sich übrigens bei denen, die sie erworben haben, von anderen mitunter als eine Art Unschuld spüren lässt.

 

 

 

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Kultische Reinheit ist eines der großen daoistischen Ziele. Die Daoisten wissen, dass sie ohne diese Reinheit das DAO nicht erlangen können und praktizieren deshalb in großem Umfang Reinigungs-Riten. Alle Zeremonien werden durch Reinigungs-Riten eingeleitet. Die Reinigung betrifft dabei nicht nur die Teilnehmer, sondern auch den Platz und die verwendeten Objekte. Eine der Arten der Reinigung für Zeremonien besteht darin, die Emotionen zu beruhigen und den Geist von Begierde und negativen Gedanken zu befreien. Der Ritus der Reinigung durch Leiden beinhaltet schwere Arbeit und den Dienst am Nächsten. Es gibt auch Reinigungs-Riten für Verstorbene.

Von besonderer Bedeutung sind die daoistischen Feste (Chai), bei denen das Bekennen von Sünden im Mittelpunkt steht. Sünden gelten als die Ursache aller Krankheiten. Durch die Beichte und magische Zeremonien sollen die Krankheiten geheilt werden. Außerdem ist eine Sühne erforderlich. Sünden können durch gute Taten gesühnt werden. Gute Taten sind z.B. Arbeiten für die Gemeinschaft.

Wu-wei, das Wunsch- und Begierde-freie Handeln innerhalb der Grenzen des Natürlichen und Notwendigen, ist das Handeln eines daoistischen Heiligen. Er ahmt damit das DAO nach, dass jedem die Möglichkeit gibt, sich gemäß seiner eigenen Natur frei zu entfalten. Durch Wu-wei bleibt die erworbene Reinheit erhalten.

Kultische Reinheit kann insbesonders auch durch Meditation erworben werden. Meditation beginnt mit einer Klärung und Beruhigung des Geistes. Es folgt eine Ansammlung von feinstofflichem Chi, das langfristig eine Transformation bewirkt, die u.a. auch einen immer höheren Grad an Reinheit beinhaltet. Dass durch Meditation Chi angesammelt wird, das den Meditierenden spirituell transformiert und entwickelt, ist eine der grundlegenden Erkenntnisse des Daoismus. Hieraus folgen noch weitere, bedeutsamere.

 

 

 

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