Archive for März, 2008

Haikus und Tankas, Jotin, 06.u.07.03.08: Ist „Reinheit“ das frei sein von seelischen „Altlasten“ und für das praktische Leben von Bedeutung?

Donnerstag, März 6th, 2008

Inipi-Ritual, Feuerstelle und Schwitzhütte

Reinigungs-Ritual der Lakota, Feuerstelle und Schwitzhütte (eigenes Photo). Ort: Lebensgarten Steyerberg in der Lüneburger Heide. 

Rechts vorn neben dem Steinkreis steckt eine Gabel in der Erde. Mit ihr trägt die „Feuerfrau“ nacheinander gühende Steine in die Grube der Schwitzhütte, so viele wie der Medizinmann für einen „Durchgang“ benötigt. Sie sind etwa kindskopf-groß und repräsentieren Geistwesen, die ins Zelt eingeladen werden. Es wird mit sechs Steinen begonnen. Der erste Stein repräsentiert Wakinjan, den Donnergeist sowie Maka, die Erde. Während die ersten fünf Steine hereingebracht werden, kommen die Geister in die Schwitzhütte. Der sechste Stein wird auf den ersten gelegt. Er repräsentiert den Himmel, der wiederum ein Symbol für Uakan Tanka, den Schöpfer ist. Am Anfang wird auch negativen Geistern der Einlaß in die Schwitzhütte nicht verwehrt. Doch diese werden dann fortgeschickt.

Das Inipi-Ritual (Inipi =Schwitzhütte), bei dem großer Hitze standgehalten werden muß, bewirkt seelische und körperliche Reinheit und läßt eine große Kraft in den Teilnehmern anwachsen, die für viele Dinge genutzt werden kann.

Inipi-Ritual, Symbole

Reinigungs-Ritual, heilige Symbole des Lakota Medizinmannes Archie Fire Lame Deer (eigens Photo)

Adler

Adler (eigenes Photo eines Amuletts) 

Der Medizinmann betonte wiederholt seine Verbundenheit mit den Wildtieren seiner Heimat.

Ist „Reinheit“ das frei sein von seelischen „Altlasten“ und für das praktische Leben von Bedeutung?

In dem altchinesischen Weisheits- und Orakelbuch sind Reinheit und Harmonie die höchsten Werte (Das Dreifaltige Himmelszelt im Entschlüsselten I-Ging). Man glaubt zu wissen, was Harmonie ist, aber von Reinheit hat man nur eine vage Vorstellung. Vor allem soll damit wohl seelische Reinheit gemeint sein. Dass Kinder noch ein „reines Herz“ haben, kommt einem in den Sinn und vielleicht auch, dass für bestimmte Rituale Reinheit Voraussetzung ist. (Bevor man in der katholischen Kirche die Hostie empfängt, soll man, falls erforderlich, die Beichte ablegen.)

(Die germanischen Krieger der Edda wünschten sich, dass ihnen die Götter schon in der Jugend ein „hartes Herz“ in die Brust legten. Ein reines Herz kann gleichzeitig auch hart sein. Wichtig ist, hart gegen sich selber zu sein.)

Reinheit kommt nicht nur in dem Weisheitsbuch I-Ging vor. In der Verbotenen Stadt in Peking gibt es Paläste der Reinheit und der Reine-Land-Buddhismus wurde in China und Japan zu einem eigenständigen, dominanten Teil der buddhistischen Tradition. (Das „Reine Land“ ist das von dem Buddha Amida geschaffene Paradies.) Heute gibt es den „Reine-Land-Buddhismus“ auch in Europa, z. B. in Düsseldorf. Zum EKO-Haus der Japanischen Tradition in Düsseldorf gehört ein Amida-Tempel.

(Im Vimalakirtinirdes’a-Sutra des Mahayana-Buddhismus bitten im übrigen auch Bodhisattvas (Erleuchtungswesen) um Reinheit.)

Warum legt ein pragmatisches Volk wie die Chinesen so viel Wert auf (seelische) Reinheit? Man erhält eine Antwort auf diese Frage, wenn man sich die Entdeckung Siegmund Freuds ins Gedächtnis ruft, dass verdrängte seelische Inhalte, Schuldgefühle z. B., Krankheiten hervorrufen können.

Eine seelische Reinigung ist also ein Vorbeugemittel gegen Krankheiten und wahrscheinlich auch gegen Unglücksfälle und Genesung von Krankheiten kann vielfach erst eintreten, nachdem eine seelische Reinigung erfolgt ist.  

Der Jesuiten Pater Lafiteau spricht (1724) von „überschüssigen Gefühlsregungen, die den Gesundheitszustand negativ beeinflussen“ und deshalb durch Reinigungs-Rituale von den nordamerikanischen Indianern aufgelöst wurden.

Ein besonders ausführliches Reinigungs-Ritual war erforderlich, wenn jemand einen Feind getötet hatte.

Der Mensch als moralisches Wesen bestraft sich sozusagen selber für Übertretungen des Moral-Gesetzes in seiner Brust.

Im nächsten Weblog werden Formen seelischer Reinigung vorgestellt. Insbesondere stellt sich dabei die Frage, welche Art der Reinigung für heutige Menschen infrage kommt.

I

Empor schießende Wolken!

Empor schießende Wolken! (eigenes Photo vom 04.03.08)

Ähnlich schießen  auch die Dampfwolken zum Himmel empor, wenn der Medizinmann der Lakota, Archie Fire Lame Deer, Wasser aus seinem Büffelhorn über die glühenden Steine von Mutter Erde in der Grube seines Inipi gießt.

I

838

Inmitten kahler

Bäume blüht gelb die Weide

mit ihren Kätzchen!

839

Tiefblauer Himmel

mit Märzen-Sonne. Im Strauch

Zaunkönig-Gesang!

840

Finsternis und Licht –

rasch wechselndes Wolkenbild,

Sonne und Regen!

841

Durchzug von Wettern:

Rasch quellen Wolken hoch zu

Gebirgen empor,

verdunkeln schwarz die Sonne,

schon prasselt Regen nieder!

Haikus und Tankas, Jotin, 04. u. 05.03.08: Kann Gott zornig sein?

Dienstag, März 4th, 2008

 Blitze schleudernder Zeus!

 Der Blitze schleudernde Zeus! (eigenes Photo)

Säulen, in welche der Blitz schlägt!

Säulen eines Tempels (eigenes Photo)

Frühe Völker sahen im Blitz das Erscheinen eines Gottes!

Zeus

Zeus (eigenes Photo)

Kann Gott zornig sein?

Die Ansichten darüber, ob Gott zornig sein kann, gehen heutzutage auseinander. Der alttestamentarische Gott der Bibel ist zweifellos ein Gott, der auch zornig sein kann.  Der Philosoph Friedrich Nietzsche hält von dieser Lehre nichts. Aber für Nietzsche existierte die jenseitige Welt anscheinend auch gar nicht. Sie war ein blinder Fleck in seinem Auge. Immerhin schrieb er jedoch in seiner „Kritik der Religionen“: „Die Praxis des Christentums ist keine Phantasterei, so wenig die Praxis des Buddhismus sie ist: sie ist ein Mittel, glücklich zu sein…“

Auch im China der Shang – (1751-1066 v. Chr.) und Zhou-Zeit (1066-221 v. Chr.) gab es personalisierte Gottheiten mit Wille, Gefühl und Gemüt. Der oberste, absolute Gott im monotheistischen Sinne war „Di“. Von shang-zeitlichen Orakeltexten weiß man, dass er nach damaligen Vorstellungen oft auf die Erde in bestimmte Tempel herabfuhr. Das Zeichen für „Di“ wurde in der Shang-Zeit u. a. folgendermaßen geschrieben: 

                                    Chinesisches Schriftzeichen für “Di”

Chinesisches Schriftzeichen für den obersten Gott “Di” in der Shang-Zeit

Das Buch der Urkunden sagt vom obersten Herrscher:  

                          „Der Gott ist wütend.“

Und eine Hymne über den Begründer der Zhou sagt vom „Zorn Gottes“, dass er Unwetter und Missernten auf die Erde sendet, weil das Volk nicht, wie im himmlischen Plan vorgesehen, sein Glanzzeit erreicht.

(Nach der Dr.-Arbeit  von Xusheng Yang: Immanente Transzendenz, 2004, Universität Tübingen)

I

Die Gottesvorstellung nach dem Daodejing

Nun hat im Alten China aber Lao-tse (im 5. Jahrh. v. Chr.) auch das tiefschürfende Daodejing hervorgebracht. Dort heißt es im 34. Kapitel:


„Das DAO liebt und nährt alle Dinge, ohne sich zum Herren über sie zu erheben.“Diese Gottesvorstellung entspricht, glaube ich, mehr dem heutigen Verständnis als die eines strafenden Gottes.
I

Verstöße gegen die Moral ahndet ein Gesetz in uns.

I

Eine andere Frage ist, ob wir für „schlechtes Verhalten“ während unseres Lebens und eventuell auch noch nach unserem Tode „bestraft“ werden können. Diese Frage ist zu bejahen. Es ist sozusagen eine „Bestrafung“ durch uns selber. Sie hängt damit zusammen, dass wir moralische Wesen sind. Die Evolution hat uns die Moral eingepflanzt, weil Moral das Überleben fördert. Viele Menschen meinen, sie könnten gegen das moralische Gesetz in sich verstoßen und „straflos“ bleiben, solange sie nicht mit dem Strafgesetz-Buch in Konflikt kämen.Das ist ein Irrtum. Die geringste Strafe, die uns das Moral-Gesetz auferlegt, ist das schlechte Gewissen. Es folgt das „unglücklich sein“. Die Skala ist damit noch nicht zu Ende. Ein schlechtes Gewissen kann uns ein Leben lang und auch über den Tod hinaus verfolgen. (Die Geschichten von Menschen z. B., die nach ihrem Tode keine Ruhe finden, weil sie Grenzsteine verrückt haben, sind keine Märchen.) Das Moral-Gesetz in uns ahndet auch Dinge, die nicht strafrechtlich verfolgt werden, Wortbrüche in bestimmten Fällen z.B. Schwere Verstöße gegen das Moral-Gesetz in uns führen zu Krankheiten, wenn sie nicht gesühnt werden. Ein Vergehen gegen das Moral-Gesetz im Menschen, das streng geahndet wird, ist z. B. eine Abtreibung. Viele Frauen werden dem Verfasser hierin zustimmen. Wenn jemand meint, das ginge ihn alles nichts an, dann rechnet er u. U. nicht mit dem, was er erfolgreich verdrängt hat und als Altlast in seiner Aura gespeichert ist. Es kann die Ursache dafür sein, dass es ihm nicht so gut geht.

I 834/Das Moral-Gesetz – /eingepflanzt von Gott, damit / wir Menschen wurden.

Frühlingsblumen 

Frühlingsblumen (eigenes Photo vom 02.03.08)

835

Noch in der Nacht die

erste Vogelstimme, vor

Morgen schon Konzert!

836!

Wie starker Gesang

tönt der Sturm in den hohen

kahlen Baumkronen.

837

Im Windes-Rauschen

schwebt leicht die Blütenwolke

hell im Himmelsblau! 

Haikus und Tankas, Jotin, 01., 02. und 03.03.08: Werden sich einmal alle Krankheiten heilen lassen oder ist dies prinzipiell unmöglich?

Samstag, März 1st, 2008

Kirschblüte

Kirschblüte (eigenes Photo vom 27.02.08)

Meise, an Knospe pickend

Kohlmeise, an Knospe pickend (eigenes Photo vom 29.02.08)

829

Vogel-Gesang und

Bäume im Blütenschnee. Das

muss das Frühjahr sein!

830

Kristallklare Luft.

Im durchsicht’gen Wald schimmert

grün ein Knospenmeer!

831!

Hoch in den Bergen

rauscht der Wind durch die Tannen,

Stille am Brunnen.

Gebirge im Winter

Gebirge in Mitteleuropa im Winter (eigenes Photo)

832

Wenn alle Leiden

ausgerottet sind, bricht sich

das Grundübel in

Krankheiten Bahn, die heute

noch völlig unbekannt sind!

I

Es wird auch im Westen nicht angezweifelt, dass fast alle Krankheiten seelisch bedingt sind. Die tibetischen Gelehrten sind der Auffassung, dass es sich bei diesen seelischen Ursachen letztlich um ein „Grundübel“ handelt, „das in den Wesenstiefen des Menschen schlummert.“ Dieses Grundübel sollen sich die Menschen durch Untaten aufgebürdet haben, die sie in diesem und früheren Leben begangen haben.  Einer der tibetischen Gelehrten schreibt:

„Ihr habt fast alle Infektionskrankheiten ausgerottet und auf dem Gebiet der Operationstechnik Großartiges geleistet. Das „Grundübel“, das jenseits der materiellen Bereiche liegt, ist damit aber nicht beseitigt und kommt wie ein aus dem Berghang austretender Wasserlauf nach dem Verstopfen der Ausflussstellen anderswo zum Vorschein, so dass Euch die Zunahme der Nerven- und Geisteskrankheiten, die Fälle von Krebs usw. nicht erstaunen sollte.“

(Theodor Burang: Tibetische Heilkunde, Origo Verlag, Bern 1994, S. 150)

Diese tibetischen Gelehrten sind in Übereinstimmung hiermit der Auffassung, dass, wenn es der Wissenschaft gelingen sollte, Krebs in jedem Fall zu heilen, sich dann das Grundübel früher oder später möglicherweise im Aufkommen noch schrecklicherer Krankheiten auswirken würde. Ihrer Ansicht nach gehört die Einflussnahme auf das Grundübel in den Bereich der Religion.

Unter tibetischen Klosterinsassen, die nicht nur zum Schein, sondern wirklich die religiösen Vorschriften befolgen, soll Krebs fast nie vorkommen. Dies gilt als eines der Zeichen für den Zusammenhang zwischen Krebs und der religiösen Sphäre.

Im übrigen sollen sich auch Dämonen durch „gute und reine Gedanken“ verjagen lassen.

(Nach Theodor Burang: Tibetische Heilkunde)

833

Einer der Räume

des Ew´gen: Welt in der Zeit.

Durch die Tür schreiten

Seelen und Engel, durch das

Fenster schauet Gott herein!